High-Dee Hi
Folkländer
2:441_Dem Kommandant von Großwardein Dem ward geborn ein Töchterlein Dies war von früher Jugend an Frommer Andacht zugetan 2_Mit Beten, Singen allezeit Lobt sie die Dreifaltigkeit Schon zählte sie an fünfzehn Jahr Und jeder sah, wie schön sie war 3_Ein Kavalier, ein junger Mann Hielt bei den Eltern um sie an Der Vater gab den Willen drein Die Mutter sprach: So soll es sein 4_Die Tochter aber sank in Gram: Ich hab ja schon ein’ Bräutigam Dem ich hab versprochen ganz Zu tragen stets den Jungfernkranz 5_Der Vater sprach: Das kann nicht sein Mein Kind, das bildest du dir ein Wir sind schon alt und raten dir Nimm zum Mann den Kavalier 6_Sie lief aufs Feld hinaus ganz früh Und fiel dort nieder auf die Knie Von ganzem Herzen rief sie dann Jesus – ihren Bräutigam 7_Und plötzlich kam ein Jüngling dar Von Angesicht gar hell und klar Sein Mantel ganz mit Gold bestickt So dass die Jungfrau schier erschrickt 8_Er aber an zu reden fing Verehrt ihr einen goldnen Ring: Tragt, meine Braut, als Liebespfand Diesen Reif an Eurer Hand. 9_Er nahm sie zärtlich bei der Hand Führt sie aus ihrem Heimatland In seines Vaters Garten schön Worinnen viele Blumen stehn 10_Dann sprach der Jüngling zu der Braut: Den Garten habt Ihr nun geschaut Jetzt will ich geben Euch Geleit Zurück nach Hause, es ist Zeit 11_Die Jungfrau schied mit Traurigkeit Kommt vor die Stadt, es war nicht weit Spricht zu den Wächtern, die da stehn: Lasst mich zu meinem Vater gehn 12_Wer ist Ihr Vater? – man sie fragt Der Kommandant! – sie draufhin sagt Der eine Wächter aber sinnt: Unser Kommandant, der hat kein Kind! 13_An ihrem Kleid jedoch erkannt’ Man, dass sie war von hohem Stand Drum führte man sie in die Stadt Vor die Herrn vom Hohen Rat 14_Die Jungfrau sprach und blieb dabei Dass der Kommandant ihr Vater sei Und dass sie nur für Stunden zwei Aus der Stadt gegangen sei 15_Die Herren wunderten sich sehr Wo sie denn gewesen wär? Des Vaters Name, Stamm, Geschlecht Sollte sie erklären recht 16_Bald fand man, was den Fall betrifft Eine alte gilbe Schrift Von einer Braut, die einst verschwand Zu Großwardein im Ungarland 17_Unglaublich, denn die Sache wär Einhundertzwanzig Jahre her Das Mädchen aber schön und klar Sah aus, als sei es fünfzehn Jahr 18_Man trug zur Probe auf ein Speis Im Augenblick ward sie schneeweiß: Nichts Leibliches ich mehr begehr Bringt mir nur einen Priester her! 19_Sie empfing vor ihrem End Das höchste Gut im Sakrament Dann brach ihr ohne Weh und Schmerz Ihr züchtig keusches reines Herz