Erde
Hagemann.
4:55Ich sitze still auf dem Regal Aus Knopf und Stoff, aus Filz und Stahl Ich seh’ das Haus, ich seh’ den Tisch Ich seh’, was du verbirgst im Licht Die Frau verlässt das Kinderbett Sie trägt Parfüm, sie trägt ein Netz Sie lügt mit Lippen, rot geschminkt Während das Kind im Dunkeln sinkt Ich kann nicht reden – doch ich seh’ Was du nicht willst, das man versteh’ Ich bin die Puppe – ich seh’ dich an Ich weiß genau, was niemand kann Ich bin das Auge, stumm und klar Ich weiß, was du getan hast – Jahr für Jahr! Der Junge weint, du drehst dich weg Du nimmst das Geld – du nimmst den Dreck Du schläfst am Tag, du schreist bei Nacht Hast alles leer, kaputt gemacht Dein Mann ist blind – zu müd’ zum Kampf Er säuft sich stumm im Arbeitsdampf Du zählst die Lügen wie dein Geld Ich seh’ sie alle – Stück für Stück, Welt für Welt Ich kann nicht greifen – doch ich weiß Dein Herz ist kalt, dein Blick aus Eis Ich bin die Puppe – ich seh’ dich an Ich kenn dein Spiel, ich kenn den Wahn Ich bin aus Stoff, doch nicht naiv Ich weiß, wie tief du wirklich liefst Die Nadeln stecken in der Wand Ich sah, wie du das Messer fandst Ich sah das Schweigen in dem Kind Das längst verbrannt ist wie der Wind Ich bin die Puppe – ich bin dein Blick Ich komm zurück – Stück für Stück Ich weiß, wer du bist – in jedem Raum Und nachts erscheine ich – in deinem Traum Ich kann nicht reden. Doch ich weiß. Du bist allein. Ich bleib im Kreis.